Auf einer Tagung zur Auswertung des Krieges gegen Finnland äußert der Genosse Jossif Stalin am 14. April 1940 vor höheren Kommandeuren in Moskau neue Gedanken zur Militärstrategie. Bei dieser Gelegenheit bezeichnet er zum ersten Mal die Verteidigung des eigenen Landes als eine Posse der Vergangenheit und gibt eine ganz neue Definition einer seiner Ansicht nach modernen Armee. Die finnische Armee ist seiner Meinung nach auf jeden Fall schon einmal keine moderne Armee. Das macht der Maestro daran fest, dass sie ganz passiv in der Verteidigung sei und auf die Verteidigungslinie des Befestigten Raumes sieht, wie Mohammedaner auf Allah. Über diese Finnen amüsiert er sich köstlich: „Eine Armee, welche nicht für den Angriff erzogen ist, sondern für die passive Verteidigung; eine Armee, die keine ernsthafte Artillerie hat; eine Armee, die keine ernsthaften Fliegerkräfte hat, obwohl sie alle Möglichkeiten dafür hätte; eine Armee, die gute Partisanenangriffe führt – in den rückwärtigen Raum geht, Sperren errichtet und anderes mehr – solch eine Armee kann ich nicht Armee nennen.“ Und wie wird man selbst modern? Jetzt ist plötzlich die Rede davon, dass man massenhaft Artillerie braucht und Panzer, massenhaft Panzer, massenhaft Minenwerfer, denn das sei „für einen modernen Krieg schrecklich notwendig“. Der Wunschzettel reicht bis zu Flugzeugen – „massenhaft Fliegerkräfte, nicht Hunderte, sondern Tausende“ – und welche Art von Verteidigungskrieg kann man vielleicht mit Flugzeugen führen? Den will er ja auch gar nicht mehr, weil die Rote Armee eine moderne Armee werden soll, unabhängig davon, dass sie so nicht mehr anders konzipiert ist als Armeen imperialistischer Länder in aller Welt, gegen die die allrussischen Revolutionäre, oder konkret er als Georgier, Russland seinerzeit umgekrempelt hatten. Wenn nun aber die Gerätschaften geordert werden, die für einen Bewegungskrieg gebraucht werden, muss er rechtzeitig angreifen. Käme ihm ein Hitler zuvor, hätte man sonst nicht das geeignete Gerät zur Verteidigung bei der Hand.81