So viel schlechtes Gewissen hat die gang um Winston Churchill freilich nicht. Doch die angloamerikanische Verschwörung zum Erhalt der Weltherrschaft bleibt nicht unbemerkt – sonst wäre sie ja auch eine unerhebliche Spielerei älterer Herren am Kamin.82 Sehen Sie ruhig mal wieder in die Endnoten rein. Zum Basiskurs eines Agenten gehört es, ein Dementi aufmerksam zu lesen. Wie das von Grey. Der niederländische Journalist Huub M. G. Lauwers jedenfalls arbeitet im Rang eines Leutnants für die SOE, in dem guten Glauben, dass er dazu beitrüge, sein Heimatland von den wild gewordenen Deutschen wieder zu befreien. Im November 1941 war er gemeinsam mit Thijs Taconis von England aus herüber geflogen worden und war dann über den Niederlanden mit dem Fallschirm abgesprungen. Wenig später schickte er einen ersten verschlüsselten Bericht mit seinem Funkgerät ins Vereinigte Königreich. Einigermaßen schnell hatten Mitarbeiter der Abwehr die Funksprüche im Visier und im März 1942 waren die Niederländer in deutscher Hand. Wie Sie sehen, besteht die Abwehr bloß zu einem Teil aus Leuten, die gegen den Krieg arbeiten. Sonst wäre die Abteilung schon längst aufgeflogen und in aller Gänze in Konzentrationslagern verschwunden und Schluss. Nach einigem Zögern wurde die Idee geboren, über die gefangenen Männer eine Verbindung zur Geheimdienstzentrale in London aufzubauen und sie für die eigenen Ziele umzufunktionieren. Diese hochclevere Aktion wurde eine Gemeinschaftsarbeit der Abwehr der Wehrmacht, der Sicherheitspolizei und der Funküberwachungsstelle der Ordnungspolizei. Kreative Bezeichnungen fanden die einzelnen Behörden für ihre Aktion zur Blendung der Briten: Operation Nordpol, Englandspiel und so weiter. Im Rahmen der Aktion der Überschlauen sollte Huub Lauwers fortan Inhalte an seine Zentrale in England funken, die die britischen Truppen in die Irre führen sollten. Als er das, erwartungsgemäß, ablehnte, wurde ihm ein verlockendes Angebot unterbreitet: Wenn er mit den Deutschen zusammenarbeitete, so würde weder er noch ein anderer Kämpfer vor ein Kriegsgericht gestellt. Der im Polizeisektor für die Abwehr von Spionage, Sabotage und Diversion in den Niederlanden zuständige Referent Joseph Schreieder konnte ihn auch davon überzeugen, dass die von der SOE organisierten Sabotageaktionen weniger den Deutschen schadeten als vielmehr den eigenen Landsleuten. Wörtlich sagte Schreieder: „Es wird viel holländisches Gut in die Luft gehen und holländisches Blut vergossen werden. Die Sabotage im gegenwärtigen Zeitpunkt ist zumindest verfrüht und hat keinerlei militärischen Zweck.“83

Das wissen die Briten natürlich auch; aus anglo-amerikanischer Sicht ist der Auftrag aber schon verständlich. Je mehr überall in Europa zerstört wird, desto mehr muss nach dem Krieg wieder aufgebaut und ganz klar erst einmal finanziert werden. Und wenn die übereifrigen Niederländer jetzt unbedingt etwas im Krieg tun wollen, müssen die Briten nicht aus großer Höhe bestimmte Objekte zu treffen versuchen. Was Sinn ergäbe, wäre die schon längst angekündigte Errichtung einer zweiten Front auf dem Kontinent. Aber das würde den Krieg ja verkürzen. Lauwers willigte letzten Endes ein, auch weil der arme Wicht glaubte, er könne auf diese Art die SOE über seine Festnahme informieren. Der erste Versuch misslang. In den Monaten zuvor sah sein persönlicher Code so aus, dass er in den Morse-Telegrammen jeden 16. Buchstaben falsch schreiben musste. Als er am 8. März 1942 erstmals einen getürkten Bericht nach England zu schicken hatte, ließ er die Deutschen glauben, sein security-check bestünde darin, stip anstelle von stop zu senden. In der Zentrale konnten sie unmöglich übersehen, dass diesmal der Text mit der Ausnahme von einem falsch geschriebenen Wort fehlerfrei war. Da Lauwers die echten Ziele der Londoner Führung nicht kannte, blieb es ihm schleierhaft, wie es möglich war, dass scheinbar niemand etwas bemerkt hatte. Auf jeden Fall ging die angeforderte Lieferung an Waffen und so weiter wunschgemäß an Fallschirmen nieder. Der Leiter der deutschen Gegenspionage in Holland Major Hermann Giskes hatte nach eigenem Bekunden gleich in den ersten Tagen angeordnet, dass die Kollegen den feindlichen Funker gut zu behandeln hätten, wohl, damit er keinen zusätzlichen Grund hat, die Deutschen auszutricksen. Diesen Umstand nutzte Lauwers natürlich aus und wickelte die Deutschen ein, bis sie den Eindruck hatten, es wäre nicht nötig, immer genau aufzupassen und zu lauschen, um zu erfahren, was da gefunkt wurde. Ein paar Tage später meldete Leutnant Heinrichs „höchst besorgt“, dass seine Männer und er den Funker Lauwers im Verdacht hätten, vor kurzem einige Buchstaben zusätzlich durchgegeben zu haben. Als jemand kurz unaufmerksam war, nutzte Lauwers die Chance und gab Buchstaben in eigener Sache durch. Er begann ein Telegramm mit den drei Buchstaben „CAU“ und beendete es mit „GHT“. Zieht man diese sechs unmotivierten Buchstaben zusammen, ergibt sich das Wort caught, gefangen. Wie hätte man denn noch klarer ausdrücken können, dass man in die Hände des Gegners gefallen war? Major Giskes hat sich sofort den betreffenden Überwacher vorgenommen. Der Mann sagte, er habe nicht genau gewusst, welche Buchstaben der Funker durchgegeben habe. Doch obwohl er nicht sagen konnte, was durchgegeben worden ist, schätzte er ein, dass sie ohne Bedeutung waren. Um dann zu beurteilen, ob die Aktion daraufhin abgebrochen werden sollte, wurde die Reaktion aus London abgewartet. Schreieder gelangte auf geradem Wege zu dem fragwürdigen Ergebnis: „Unsere Befürchtungen waren unbegründet. Die Radiobotschaft kam. Der Gegner hatte sich keine Sorgen gemacht.“84

Der Referent denkt verdammt eindimensional. Wie könnte denn jemand wirklich einschätzen, ob sich ein anderer Mensch an einem fremden Ort und mit feindlicher Gesinnung Sorgen gemacht hat oder nicht? Nur weil London dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hat, muss es nicht auch wirklich Krieg führen und ihn rasch gewinnen wollen. Das hätte freilich schon die Schlussfolgerung aus dem Scheinkrieg von 1939 und 1940 sein sollen. Man muss Dinge nicht bloß komisch finden wie zum Beispiel den drôle de guerre, den seltsamen Krieg, man muss auch versuchen, sie zu interpretieren, denn Staunen ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Weil die Reaktion nichts Schlimmes verhieß und schließlich auch die nächste Sendung herniederging, wurde im alten Stiefel fortgesetzt. Der Referent Schreieder ist sich zu sicher, dass niemand etwas mitbekommen hat und schreibt den Briten in ihr Stammbuch: „Nichts berauscht den Menschen unmerklicher als die eigene Überheblichkeit. Sie ist ein Trunk, der leider keinen Katzenjammer hinterlässt. Die Militärs aller Jahrhunderte haben eindringlich gelehrt, dass es das gefährlichste Unterfangen sei, den Gegner zu unterschätzen.“85 Perfekt wäre es selbstverständlich, wenn er die alte Weisheit zuerst einmal selbst beherzigen würde.

Schreieder betont zwar, dass er sich immer wieder mit seinem Kollegen Giskes besprochen habe, ob nicht doch die Möglichkeit bestehe, dass die Gegenseite ihrerseits mit ihnen spiele, wissend, dass Lauwers nicht den gestellten Auftrag erfüllen kann. Doch nach dem Abwägen aller Für und Wider seien sie immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass die Tatsachen gegen die Wahrscheinlichkeit eines Gegenspieles der Engländer sprächen.86 Giskes ist sich seiner Sache auch sicher: „Zweifellos haben dabei auf der Gegenseite Vertrauensseligkeit und mangelnde Erfahrung eine große Rolle gespielt.“87 Hunderte von Jahren gibt es schon diesen englischen Geheimdienst und wenige Jahrzehnte den deutschen, nun ja. Schreieder lässt sich von Kritik nicht irritieren: „Darauf kann ich nur erwidern, dass von englischer Seite nicht ein einziger Funkspruch kam, in dem irgendwelche Zweifel oder auch nur das geringste Misstrauen zum Ausdruck gebracht wurden. Demnach müssen die Angaben der Agenten richtig und ausreichend gewesen sein.“88 Nein, gerade das musste diese Bande erst richtig misstrauisch machen. Bei dieser Truppe gehen sie nur davon aus, dass England Deutschland fertigmachen will; man kann sich aber nicht vorstellen, dass England Europa in der Entwicklung zurückwerfen will. Das wird man aber vielleicht wirklich erst dann überblicken, wenn irgendwann Experten die Quellen auf allen Seiten sichten und sie miteinander vergleichen können. Obwohl, erste Zweifel regen sich auch schon 1942 darüber, was da in Wirklichkeit gespielt wird. Tausend Jahre und noch ein paar zerquetschte später wird die heikle Angelegenheit ein juristisches Nachspiel in den Niederlanden wie auch in England haben – kein Wunder, in Holland wird vermutet, dass Schreieder Chefagent der Briten gewesen sei. Eine Regierungssonderkommission wird sich dann mit dem Fall befassen und fragen, ob nach England ausgelagerte niederländische Dienststellen durch ihr fragwürdiges Verhalten zum Erfolg der Deutschen beigetragen haben. Umgekehrt wird auf deutscher Seite vermutet, ein Offizier des englischen Dienstes hätte für Joseph Schreieder gearbeitet. Beide Spekulationen sind fragwürdig; sie zeigen aber, dass da etwas faul ist. London muss dann zähneknirschend einräumen, der Vorgang sei „unhappily true“, und wahr ist wahr, ob man es sprachlich verziert oder nicht. Doch schuld ist die SOE und die wird dann schon nicht mehr existieren. Lauwers will seinerseits einordnen, warum die Zentrale daraufhin den Kontakt nicht abbricht und vermutet 1942, dass man die Deutschen glauben machen wolle, man habe nichts bemerkt, würde jedoch verstehen, dass man die Informationen nicht verwerten kann. Das ist aber weit gefehlt. Von Stund an werden Agenten zu Absprungplätzen gelotst, wo die Gestapo auf sie wartet. Dann zwingt man auch sie, unter deutscher Kontrolle zu senden. Auf dem Höhepunkt der Operation kontrollieren „die Deutschen“ 14 Sender. Das hat auch Folgen für die Operationen in Frankreich und Belgien, wo das Unglück noch größer ist. Zwei Agenten, die meinen, sie arbeiteten für diesen Dienst SOE, gelingt es aus einem Gestapo-Gefängnis zu fliehen. Sie gelangen letztlich über Madrid nach London und weisen dort darauf hin, dass die Deutschen die ganze Operation in Holland lenken. Ausgerechnet sie werden wegen vermeintlicher Kollaboration mit dem Feind in das Gefängnis in Brixton gesteckt. Die offizielle Lesart lautet, sie seien von den Nazis „umgedreht“ worden. Erst als über die Monate immer wieder einmal ein Agent die Flucht ins „rettende“ England schafft, wird die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass die ersten beiden Männer vielleicht doch ernst zu nehmen gewesen wären. Insgesamt kommen durch die Operation mindestens 100 Frauen und Männer ums Leben – und Hitler kann noch länger Krieg spielen.89

Die Ersten, die schon 1942 Zweifel an den Auftraggebern in London aussprechen, sind die Agenten selbst. So diskutieren diejenigen, die bislang noch nicht festgesetzt worden sind, ob es sich bei der Befehlsstelle überhaupt um eine wirklich holländische oder ob es sich nicht viel mehr um eine britische Institution handelt. Das ist auch gar nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Zentrale in London hat den Agenten unzureichende Ausweispapiere mitgegeben, die diesen Agenten viel Ärger bereiten. Sie sind nicht nur schlecht gedruckt auf mangelhaftem Papier. Es fehlt vor allem das Wasserzeichen des Löwen, das die echten Ausweise als solche kenntlich macht. So kommt es, dass sich die Agenten nur selten auf die Straße wagen oder an Orte, an denen sie Kontrollen durch eine deutsche Streife fürchten müssen. Das behindert sie in der Bewegungsfreiheit erheblich. Deshalb müssen sie sich extra andere, echte Ausweisformulare verschaffen. Das ist der Grund, weshalb sie gezwungen sind, öfter als es zuträglich ist, zusammenzukommen und sich zu besprechen. Da machen sie dann ihrer Verärgerung über die Dienststelle in England Luft, die sie mit derart fragwürdigen Ausweisen versehen hat.90

Die erfolgstrunkenen deutschen Spiogenten können ihr Glück kaum begreifen, als die Briten ihren nächsten Fehler zu begehen scheinen. Lange haben die abgeworfenen Agentengruppen möglichst eigenständig agiert, was noch verständlich war. So konnten nicht alle hochgezogen werden, wenn eine einzelne Gruppe geortet worden war. Doch als die Deutschen erst einmal Huub M. G. Lauwers und seinen Compagnon Thijs Taconis gefangengenommen hatten, koppelte die SOE-Zentrale die anderen bislang voneinander unabhängigen Agentengruppen miteinander. Als zum Schluss auch der in deutscher Hand befindliche Sender „Ebenezer“ zugeschaltet wurde, war die Falle für die niederländischen Patrioten zugeschnappt.91 Die Soldaten der SOE werfen weiter weisungsgemäß große Mengen von Nahrungsmitteln, Waffen, Munition, Sprengstoff, Kleidung und Geld den Soldaten der Wehrmacht buchstäblich vor ihre Füße. Im Einzelnen handelt es sich um 15.200 kg Sprengstoff jeder Art, 5.000 Pistolen, 3.000 Maschinenpistolen, 300 Maschinengewehre, 2.000 Handgranaten und eine Menge Material für die Funkerei. Diese milden Gaben fallen bei Vollmond an Fallschirmen aus heiterem Himmel herunter. Besonders wertvoll ist der Abwurf weiterer Funker. In der Stille der Nacht warten bereits die Deutschen am Boden, empfangen die Männer in aller Freundlichkeit und lassen sich von den ahnungslosen Funkern über ihre Codes und vieles andere mehr aktuell auf dem Laufenden halten. An der Sprache scheitert es nicht; da gibt es Kollaborateure. Hat man, was man für das Spiel braucht, nimmt man sie fest und dann wiederholt sich wie bei einem Sprung in der Schallplatte x-mal, wie der Text schon bei Huub Lauwers weitergegangen war. Neben der andauernden wirtschaftlichen Unterstützung von außen für Hitlers Krieg tragen diese Agenten hier unfreiwillig dazu bei, Deutschland zu einem überraschend langen Krieg zu befähigen, der schon vielen Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Man wird allerdings beim besten Willen nicht den Eindruck los, dass die deutschen Experten sich derart in Details verloren haben, dass für große Zusammenhänge in der Welt keine Zeit mehr bleibt. Verliebt in technische Feinheiten meint Schreieder: „Es waren komplizierte Zusammenhänge, die wir im Laufe des langen Spieles entwirrt hatten und wer von Anfang an nicht dabei war, konnte sich unmöglich durchfinden in dem Labyrinth des Krieges im Dunkel.“92 Ein gerüttelt Maß an unpassender männlicher Eitelkeit rundet die Edelmischung ab.

Wie ausufernd doch die Überlegungen dieser Schlauberger sind und wie stumpf zugleich. Sie rechnen zwar damit, dass die Kontaktadressen, bei denen abgesprungene Agenten anlaufen sollen, unter die Kontrolle des Gegners genommen werden, wodurch das Verschollensein der schon auf der Heide Festgenommenen irgendwann auffallen müsste. Auf alle Fälle ist es extrem unwahrscheinlich, dass niemand bemerkt, dass die Männer nicht im Zielgebiet aufzufinden sind.93 Weil die Engländer in den Funksprüchen jedoch keine Zweifel äußern, wird felsenfest daran geglaubt, es sei alles im Lot. Am laufenden Meter produzieren die beiden Deutschen, die das „Englandspiel“ aufziehen, statements über die Gedanken in den Köpfen ihrer Gegenspieler auf der Insel. Giskes beispielsweise „weiß“ ja auch, dass die Phantasieberichte über angeblich ausgeführte Sabotageakte in London Glauben finden. Um die vermeintliche Gutgläubigkeit in England zu unterstützen, wird hin und wieder auch einmal Terror inszeniert. So kommt eines Tages der Auftrag, ein Schiff in die Luft zu jagen. Dafür wird ein großes Schiff, das ausgedient hat, publikumswirksam gesprengt und versenkt, was zum Jubel unter den zufällig am Ufer befindlichen Holländern führt. Davon verspricht man sich, dass die Nachricht vom „Erfolg“ der Aktion ihre Gegenspieler in England erreicht.94

Eines Tages aber geht jene SOE mit einem Auftrag einen Schritt zu weit. Es wird angeordnet, mehrere Attentate durchzuführen, bei denen zwölf führende Mitglieder der niederländischen Nationalsozialisten ermordet werden sollen. Nun wird ein Vorwand gefunden, warum die Morde nicht ausgeführt werden können. So verhindert man, ohne dass es den Herren bewusst sein muss, dass die SS in den Niederlanden so ein Blutbad anrichtet wie im Frühjahr in der Tschechei. Es war absolut berechtigt, als Schreieder zu Lauwers sagte, dass die befohlenen Sabotageakte in erster Linie seinen Landsleuten sowie der Infrastruktur seines eigenen Landes schaden würden. Seinerzeit, Ende Mai 1942 wurden zwei Tschechen an Fallschirmen über dem tschechischen Dorf Lidice abgeworfen, damit sie in Prag den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren Reinhard Heydrich durch ein Attentat beseitigten. Die Idee mit dem Anschlag auf den Chefstellvertreter ist das Werk des SOE-Agenten Colonel Frank Spooner gewesen, des Leiters der SOE-Schule. Die daraufhin folgende Barbarei durch die SS schwächte den Widerstand der Tschechen so sehr, dass die Nazis Ende 1942 350.000 Kriegsgefangene mit nur 750 deutschen Aufsehern für Zwangsarbeit einsetzen können.95

Eine solche Gewaltorgie wie in der Tschechei bleibt Holland durch diese Trickserei von Giskes’ Agenten erspart. Weil es Nationalsozialisten sind, deren Leben geschont wird, können SOE-Kollegen in England bei dieser Gelegenheit doch gewiss auf den Trichter kommen, dass an ihren Funkgeräten durchaus nicht bloß ihre holländischen Zöglinge sitzen, sondern auch ihre deutschen Gegenspieler. Man darf aber nicht glauben, dass es einen einzigen Hinweis darauf gibt, dass diese Möglichkeit in einem der Funksprüche vorsichtig geprüft würde. Um mit der Zeit das große Risiko des Sendens geheimer Botschaften zu senken und auf die Dauer von den abgeworfenen Funkern endlich wegzukommen, sind diese Schlauberger wieder besonders clever und wenden einen richtig raffinierten Trick an. Sie geben an, es würde ein „Reserve-Operator“ benötigt. Der Ersatz des Funkers durch einen anderen wird von London „ohne Beanstandungen genehmigt“. Hermann Giskes weiß diesmal wieder irrsinnig genau, dass die SOE in England keinen Verdacht geschöpft hatte. Doch Reserve hin oder her: Warum stellt die Zentrale in London keine Fragen? Wer ist der Reserve-Operator? Woher beherrscht er die Funkerei? Arrogant werden viele weitere „Nachlässigkeiten und Fehler unserer Gegner“96 analysiert und niemanden beschleicht das Gefühl, dass man den Briten einfach zu viele und auch zu grobe Schnitzer unterstellt. „Durch diese Vorfälle gewitzigt“, lassen die Helden „in der Folgezeit überhaupt keinen Agenten-Funker mehr an die Taste“. Stattdessen greift Hermann Giskes auf seine sechs guten deutschen Beamten zurück, die ihm momentan eben so zur Verfügung stehen, und dies, obwohl er verstanden hat, dass jeder dieser Funker sozusagen seine eigene Handschrift hat, die jenseits des Ärmelkanals vielleicht auf einer Grammophonplatte aufgezeichnet ist und mit neuen Funksprüchen verglichen werden kann. Giskes ist es theoretisch völlig klar, dass ein kundiges Ohr verschiedene Funker nach dem Gehör unterscheiden kann, „genau so, wie ein musikalisch geschultes Ohr das Pianospiel verschiedener Meister erkennt“. Wenn der Maestro nun sagt, dass ihm für sein Spiel maximal sechs Beamte zur Verfügung stehen für die Durchführung des gesamten Funkverkehrs mit den Briten, wie viele Funklinien kann er dann gleichzeitig „spielen“, um es mit seinen Worten zu sagen? Richtig. Und wie viele lässt der Knabe zu? Es sind mindestens zeitweise, wie gesagt, bis zu sage und schreibe 14 ! Verbindungen gleichzeitig. Dann liegt die Wahrscheinlichkeit doch nahe am Siedepunkt, dass es irgendwann einfach einmal auffallen muss, dass zwei oder noch mehr Funker zu ähnlich klingen. Er befindet absolut selbstherrlich, wenn die Funkzentrale der SOE alle zur Verfügung stehenden Sicherungen nutzen würde, wäre der Einsatz deutscher Funker nicht zu verantworten. Super, dass er das sieht, aber er macht es eben trotzdem, und kann nur hoffen, dass seine Vermutungen berechtigt sind.97 Also sitzen seit Oktober 1942 nun an allen Funkgeräten Beamte der Funküberwachungsstelle von der deutschen Ordnungspolizei. Betrachtet man jenes abenteuerliche Unternehmen unter diesem Blickwinkel, muss der Verdacht aufkommen, dass die SOE nicht nur Menschen und Munition zum Wohle der Wehrmacht abwirft, sondern auf diesem Weg auch kriegswichtige und glaubwürdige Informationen an die Empfänger übermittelt. Hören wir also ein letztes Mal Hermann Giskes mit seiner Bewertung: „Zahllose schwerwiegende und für die feindlichen Geheimdienste völlig unerklärliche Zugriffe gegen Kuriere mit wichtigem Spionagematerial, gegen ein- und ausreisende Agenten und gegen Spionage- und Funkzentralen in Holland und in Belgien im Jahre 1943 sind auf das Konto des Vertrauens der MID-SOE zu der Funkverbindung »Golf« zu setzen, die vom ersten Tag ihres Einsatzes an in unserer Hand war.“98 Woher nimmt dieser Mensch die unbeirrbare Sicherheit, dass die Gefangennahme der Kuriere für die feindlichen Geheimdienste ein Rätsel sei? Das britische Militär lässt sich also schon ein halbes Jahr lang von besonders klugen Deutschen an der Nase herumführen. Und das Englandspiel geht munter weiter.

Mit verdeckten Karten spielt ja übrigens nicht bloß Churchills Geheimdienst. Eine Branche ist für Hitler viel bedeutsamer. Kommen wir doch einmal auf die Finanzen zu sprechen, denn ohne Geld verkauft ihm kein Mensch dieses ganze nötige Kriegsmaterial, den Stahl aus Schweden, Öl aus Rumänien oder Wolfram aus Portugal. Schon im Februar 1930 sind die Zentralbankpräsidenten aus Großbritannien, Frankreich, Italien, aus Japan, Belgien sowie Deutschland mit den Vertretern eines US-Bankenkonsortiums bestehend aus J. P. Morgan, aus der First National Bank of New York sowie der First National Bank of Chicago zusammengetroffen und haben die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf die Beine gestellt. Ab den dreißiger Jahren diente sie der Abwicklung der Reparationszahlungen in den Jahren nach dem großen Krieg. Der Amerikaner Thomas McKittrick machte die BIZ seit 1939 als ihr Präsident „zu einem Arm der Reichsbank“. Die BIZ wickelt für die Reichsbank die Devisengeschäfte ab und nimmt jenes Gold an, das die Nazis im Laufe des Krieges in den Ländern Europas erbeutet haben. Man muss wissen, dass die BIZ die einzige Bank in der Welt ist, die das geraubte Gold, wie zum Beispiel das belgische, in Kauf nehmen mag. Die Bank also hat die Eingliederung fremder Länder wie Österreich, Frankreich, Belgien, Griechenland oder der Niederlande in den Besitzstand Hitlers anerkannt. Auf diesem Wege legitimiert die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel auch die Beschlagnahmung von jüdischen Vermögen durch die von Berlin aus kontrollierten europäischen Nationalbanken. Dass diese Bank alles zum Wohle des Dritten Reiches tut, wurde bereits im Februar 1939 deutlich, als sie schon einmal damit begann, die 94.772 Kilogramm Gold aus den Reserven der tschechoslowakischen Nationalbank an die Nazis zu überweisen. Das wurde möglich, weil die Staatsführung in Prag die Reserven zu einem Großteil sicherheitshalber auf Konten im Ausland gelagert hat, und dummerweise eben auch auf einem Konto der BIZ – bei der Bank of England. Das Fatale daran war, dass dies schon nach der Einverleibung der Sudeten in das Reich und noch vor dem Einmarsch der Wehrmacht in die Tschechei geschah. Nach der Eroberung Prags wurden schließlich 23,1 Tonnen tschechoslowakischen Goldes von einem Konto in London auf das andere überwiesen. Das andere Konto war das deutsche bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Unterdessen zwangen die deutschen Besatzer die Direktoren der Nationalbank in Prag, 27 Tonnen Gold, die sie selbst eingelagert hatten, dem tschechoslowakischen Konto der BIZ in London gutzuschreiben. Malik und die restlichen Direktoren, die damals noch an das Gute im Briten glaubten, gingen in aller Naivität davon aus, dass ihre Instruktionen nicht befolgt würden.99

Nach dem Einmarsch der Wehrmacht war klar, dass sie unter Zwang gehandelt hatten. Montagu Norman, der Gouverneur der Bank of England, machte kein langes Federlesen und im nächsten Augenblick war Hitlers klamme Staatskasse wieder aufgefüllt. Am Ende wurde das Gold dann in die Tresore der Reichsbank in Berlin transportiert. Der Londoner Daily Herald schrieb damals von „Normans Schuld“ und die Financial Times veröffentlichte eine Reihe von Artikeln Paul Einzigs zu dieser Affäre, in denen er die Mittäterschaft sowohl des Finanzministeriums als auch der Bank of England offenlegte. Der praktische Nutzen der Pressefreiheit in Großbritannien konvergierte für die Tschechen und Slowaken ganz hart gegen null. Aber warum sollte es ihnen besser gehen als es bereits 1938 für Wien gelaufen war? Die kriminellen Aktivitäten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich fanden ihren nächsten Höhepunkt in der Weigerung ihres Präsidenten Thomas McKittrick, der Exilregierung der Polen die Kontrolle über die Aktien Polens zu übertragen, nachdem die Wehrmacht nun auch ihr Land geschluckt hat. Dass die Argumentation Montagu Normans mit der Unabhängigkeit der BIZ von staatlichen Entscheidungen nicht stichhaltig war, zeigte sich spätestens nach dem Pakt, den Moskau im August ’39 mit Berlin geschlossen hat. Als Moskau dann 1940 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Lettland, Estland und in Litauen das Gold der baltischen Republiken haben wollte, wurde diesem Ansinnen eine Abfuhr erteilt. Auf einmal ließ man das Argument gelten, dass die Zentralbankpräsidenten jener Staaten unter Druck den Auftrag zur Überweisung ihrer Goldreserven an die Staatsbank der Sowjetunion gegeben haben. Plötzlich und unerwartet griff Artikel 10 des BIZ-Grundgesetzes, der Zwangsmaßnahmen gegen Einleger untersagt. McKittrick, der Präsident der BIZ, schickte eine Kopie des Schreibens, welches von der Geschäftsleitung der Bank akzeptiert wurde, an den amerikanischen Diplomaten Merle Cochran und bat ihn darum, das eigens erstellte Gutachten vertraulich zu behandeln. Deutlich legte er ihm ans Herz: „Meine einzige große Sorge ist, dass es in die Hände der Presse fällt. Nach den negativen Schlagzeilen wegen des tschechischen Goldes ist es von größter Wichtigkeit, dass die BIZ diesmal im Hintergrund bleibt.“100

Die Schweizer haben bereits seit Jahren Angst, dass die Wehrmacht, die den größten Teil von Europa in Beschlag genommen hat, auch ihr Land noch schlucken könnte. Doch insider hoffen, dass Hitler helle genug ist, um zu wissen, dass Schweizer Franken, die Banken und speziell die BIZ für sein Drittes Reich viel nützlicher sind als die Eroberung von weiteren schneebedeckten Bergen. Der „Franken“ ist die wichtigste Währung, die noch überall in Europa akzeptiert wird. Emil Puhl, der Vizepräsident der Reichsbank und Mitglied im Verwaltungsrat der BIZ, schreibt 1942, dass diese Superbank mit exklusiven Sonderrechten, die außerhalb jeglichen staatlichen Einflusses steht, (und so demokratischer Kontrolle jeder Art vollkommen entzogen ist), der einzige Außenposten der Reichsbank sei „mit teilweise eigenem Personal“. Vorbildlich zahlt die Reichsbank auch während des Krieges weiterhin Zinsen auf die Investitionen der BIZ im Deutschen Reich. Der Wert der Anlagen in Deutschland beläuft sich auf 294 Millionen Schweizer Gold-Franken. Wenn man später in Milliarden rechnet, wird das mickrig klingen. Die Zinsen tragen zu den Dividenden an die BIZ-Aktionäre bei, zu denen die Bank of England zählt. Auf diese Art unterstützen die Deutschen also auch die britische Kriegswirtschaft, sozusagen eine Form ausgleichender Gerechtigkeit. Zu den Nutznießern der Investitionen zählen unter anderem auch die Firmen der IG Farben, die seit den 1920er Jahren von amerikanischen Unternehmen aufgebaut worden sind. Die Gewinne der IG Farben steigen kontinuierlich und inzwischen kommt das Geld ja auch aus dem ersten unternehmenseigenen Konzentrationslager in Auschwitz. Wenn Sie das tatsächlich interessiert, suchen Sie einmal nach Monowitz. Dann ist es überhaupt kein Wunder, dass dem Wunsch nicht nachgekommen wird, dass die Royal Air Force einmal die Zufahrt zu Auschwitz bombardieren solle. Investitionen aus dem Westen stehen bekanntlich unter Naturschutz. Obwohl in London gut bekannt ist, was in Auschwitz geschieht, wird nichts dagegen unternommen. Aber belesen Sie sich doch einmal über den Antisemitismus in England. Das passt alles zusammen. Da muss man auf keinen Fall einen Extra-Skandal daraus konstruieren, dass diese Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auch Gold im Wert von drei Millionen US-Dollar angenommen hat, das man aus Uhren, Brillen, Schmuck oder gar aus dem Zahngold von ermordeten Juden in Hitlers Lagern eingeschmolzen hat und danach als Zahlungsmittel verwendete. Mal sehen, was später in die Zeitung kommt, das Zahngold oder die BIZ. Insgesamt hat das Reich im Krieg seinen Goldbestand um 603,5 Millionen Dollar aufgestockt, wobei über 80 Prozent davon mit Folter und Diebstahl aus besetzten Ländern herausgeholt wurden. Das alles ist nicht mehr und nicht weniger als eine weitere Tragödie im Rahmen des Jahrhundertskandals, den stinkreiche und gewissensfreie Männer in England und Amerika seit dem Weltkrieg von 1914 inszenierten und dann „Deutschland“ in die Schuhe geschoben haben. Die Verbrechen dieses Krieges werden an den Deutschen kleben wie Pech. Dagegen war die Markierung Made in Germany aus dem Jahr 1887 verdammt harmlos. Das neue Kauft nicht beim Deutschen braucht man nicht mehr, wenn die Nazis genug herumgewütet haben werden. Es ist gar nicht verkehrt, dass man den Wert des Goldes schon jetzt in US-Dollar angibt, denn wenn der Krieg über die Bühne gegangen ist, geht es ja ohnehin auf geradem Wege in die Tresore in Amerika. Schön, dass die Deutschen es erst einmal im alten Europa einkassieren. Paul Einzig von den Financial News bleibt am Ball und prangert in seiner regelmäßigen Kolumne „Lombard Street“ und in vielen Artikeln seit dem Kriegsbeginn immer wieder die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich an. Einen Erfolg kann er im Winter 1942/43 verbuchen: In der englischen Öffentlichkeit wird jetzt endlich die Rolle der Bank of England breit diskutiert. Selbst die regierungsnahe Financial Times stellt besorgte Fragen. Doch die Financial News bleiben nicht so unverbindlich, sondern fordern den Rückzug der Bank of England aus der BIZ. Den Sieg trägt am Ende aber der Herrenclub um Winston Churchill davon. Der Schatzkanzler Seiner Majestät des Königs Kingsley Woods rettet die Verbrecher. Genauso wie Woods argumentiert auch die Goebbels-Presse im Reich. Diese BIZ wäre „strikt neutral“, befindet die Frankfurter Zeitung und weist deutlich den englischen Presseangriff gegen die BIZ zurück. Die Nachrichten für den Außenhandel freuen sich unter der Überschrift „Keine Anwendung der Schwarzen Listen gegen die BIZ“ über das Verbleiben der Bank of England bei der BIZ. In Berlin wundert sich aber auch keiner darüber, dass sie bleiben soll. So purzeln die Gegner von Verschwörungstheorien von einer Auffälligkeit zur nächsten. Die Gedanken der Frankfurter Zeitung werden von der Schweizerischen Handelszeitung aufgenommen. Höchst elegant geht die Neue Züricher Zeitung mit der Affäre um: Sie bringt die Information über die Verteidigung der BIZ durch den Londoner Schatzkanzler und die Kritik in den Gazetten – ohne Kommentar. Das ist eben sachliche sowie neutrale Berichterstattung aus der Schweiz. Makaber ist, dass der BIZ-Chef Thomas McKittrick das Mitglied seines Verwaltungsrates, den Vizepräsidenten der Reichsbank Emil Puhl als seinen Freund bezeichnet. Das Gold wird America zum großen Sieger des Gemetzels in Europa machen und Emil Puhl wird vermutlich wegen Kriegsverbrechen vor den Kadi kommen.101

Bei solchen Aktivitäten im Hintergrunde jenseits der Daumenschrauben in Deutschland kann Axel von dem Bussche-Streithorst fallen oder auch Fahnenflucht begehen, die Rebellion organisieren oder, wenn es ihm gefällt, auf dem Kopfe tanzen und mit seinen Beinen wackeln. Anders geht es auch Rudolf von Scheliha nicht – vielleicht erinnert sich noch jemand an den Diplomaten an unserer Botschaft in Warschau. Im Februar 1942 beendete Scheliha seine Versuche, Exilpolen als Helfer für die deutsche Propaganda auszugeben, um diese und sich nicht mehr zu gefährden. In diesem Frühjahr ist er mehrmals in die Schweiz gereist und übermittelte auch weiterhin Berichte über Hitlers Befehl zur „Ausrottung“ der Juden und den Bau und Betrieb von Vernichtungslagern. Im Herbst des Jahres versuchen jetzt im revolutionierten Moskau ausgebildete deutsche Exilkommunisten, mit Scheliha direkt Kontakt aufzunehmen, um über den Herrn Diplomaten kriegswichtige Nachrichten vom Auswärtigen Amt zu erhalten. Die Gestapo beobachtet Scheliha seit geraumer Zeit wegen der dauernden Meckerei gegen die Vernichtungspolitik in Polen und suchte eine Gelegenheit, ihn auszuschalten. Die findet sich mit der Enttarnung verschiedener westeuropäischer und Berliner Widerstandsgruppen, die von einer Gestapo-Sonderkommission als „Rote Kapelle“ zusammengefasst werden. Am 29. Oktober ’42 wird zum Beispiel Heinrich Koenen in der Wohnung von Ilse Stöbe verhaftet. Vor Ort finden sie unter anderem die Mikroverfilmung mit dem Nachweis, dass er 1937 Geld auf ein auf seine Person laufendes Bankkonto in der Schweiz überwiesen hatte. Daran ist schön zu erkennen, dass die Vertraulichkeit in der Schweiz nicht bloß in kriminellen Kreisen sehr geschätzt wird. Noch am selben Tag wird Herr Scheliha von der Gestapo festgenommen und wegen Landesverrates angeklagt. Ihm wird von den Sowjets bezahlte Spionage vorgeworfen, auch wenn er die infrage stehenden Leute nicht wirklich kannte. Bei den Vernehmungen wird Scheliha gefoltert und bestätigt die konstruierten Vorwürfe. Obwohl er sein „Geständnis“ in der Verhandlung widerruft, wird Rudolf von Scheliha am 14. Dezember vom Reichskriegsgericht zum Tod verurteilt und in Berlin-Plötzensee durch den Strang hingerichtet.102